Wie vom anderen Stern
15 Uhr: Das Spiel beginnt und die Zuschauer kommen nicht dazu am Bier zu nippen, geschweige denn in die Wurst zu beißen.
Zu rasanter Fußball, zu viele Kombinationen verbunden mit einer Laufbereitschaft der gesamten Mannschaft- die äthiopischen Verhältnissen gleicht- führen zu unzähligen Strafraumsituationen. Ein Tor will vorerst nicht gelingen.
Auch die jeden Sonntag stattfindenden Smalltalks der Zuschauer am Rande des Platzes verstummen, angesichts dieser hohen Fußballkunst. Normale Dialoge zwischen Freunden, Bekannten und Kollegen müssen fußballtypischen – und an diesem Sonntag im Superlativ verwendeten Fachvokabeln weichen: AaaH, oooh, suuper, Waahnsinn. Ähnliche Gefühlsmomente und der Verzicht auf die Satzstellung Subjekt, Prädikat, Objekt -finden sich höchstens bei frischverliebten Pärchen, die an Ihrem ersten gemeinsamen Abend ein Höhenfeuerwerk betrachten und erleben.
15:45 Uhr: Pause, die Zuschauer können durchatmen und bestellen statt des üblichen alkoholischen Getränkes ein Wasser denn nichts soll die Sinne, bei der Wahrnehmung der 2ten 45 Minuten, trüben. Einigkeit herrscht in den -nun mit vollen Sätzen- Diskussionen. Die Spieler sollen Ihre Jobs und Studientätigkeiten an den Nagel hängen und sich ganz dem Fußballgeschäft widmen. Die Zelebrierung dieses Sports bedarf einer zig- fachen Zuschauermenge und die Mannschaft soll sich mit internationalen Mannschaften messen.
16 Uhr: Die zweite Halbzeit beginnt und die Dominanz hält weiter an. Wird absichtlich perfekt bis zum 16 Meter Raum gespielt und ein Tore schießen vom Trainerstab unterbunden, um die Spannung bis zum Ende offen zu halten. Sind sich die Spieler des deutlichen Klassenunterschiedes bewusst und treten bewusst auf die Bremse? Die Zuschauer werden ein wenig unruhig, aber auf einmal werden die Angriffe noch besser vorgetragen- Zuspiele mit einer vollkommenen Präzision- welche die Synchronität der Chinesischen Eröffnungsfeier in den Schatten stellt- finden in Manuel Schwenn Ihren Empfänger. Dieser Spieler mit den höchsten Sprintwerten der Liga, zeigte seinen Gegenspielern unzählige Male nur die Hacken. Einer der Zuschauer murmelte: „Der ist mit dem Ball, genauso schnell ,wie der Olympiasieger Usain Bolt ohne“. Dass dieser Vergleich lächerlich ist, zeigte Schwenn kurz vorm Spielende, in gefühlten 3sek auf 50 Metern markiert er das Siegtor. Dann der Abpfiff und die Zuschauer treten in Glückseligkeit den Heimweg an. Vergessen das Wunder von Bern, das Finale 1990 in Rom oder Magaths Schuss zum Europacupsieg 1983 des HSV.
16:45 Uhr: Die Playstation wird ausgeschaltet, im Amateurmodus wurde die Deutsche Meisterschaft gewonnen, ohne Punktverlust und mit nur drei Gegentoren. Im nächsten Jahr geht es in den Europapokal, vielleicht gegen italienische Vereine wie z.B. Mailand oder Madrid.
16:50 Uhr: Ein Anruf im Sportheim bestätigt den Verdacht. Der HSV 16 hat gegen Altenholz schlecht gespielt aber wieder gewonnen.
Im realen Fußball mühten sich ab: Bohrmann, Wieland, Müller(63.Braasch), Petersen, Todic, Lange(24.Paesler), Kahl, Helms, Jaensch(45.Giese), Schwenn, Wölk