„Sorry, ihr wart besser…“
Bitter, wenn man sich so einen Spruch von gleich drei Gegenspielern anhören muss. Beim 4:2 in Russee schlug sich die Ligareserve des HSV 16 selbst.
In beinahe jedem Spiel der Saison hatte die Mannschaft aus Heikendorf eine Viertelstunde gebraucht, um auf dem Rasen anzukommen. An diesem stürmischen Samstagnachmittag aber brach bereits innerhalb der ersten 10 Minuten ein wahrer Orkan über die Heimmannschaft herein:
2. Minute: Nach schnellem Pass aus dem Mittelfeld bricht Obels halblinks durch die Russeer Abwehr, legt aber, statt selbst zu versenken, noch einmal in die Mitte ab. Dort scheitern nacheinander aus bester Position zwei HSVer an den nachgerückten TSV-Beinen. So etwas nennt man 100-prozentige Torchance.
5. Minute: Wiederum hebelt ein Pass aus dem Mittelfeld die gesamte Russeer Abwehr aus und wiederum ist es Obels, der sich allein vor dem Torhüter wiederfindet, diesen umkurvt, um schließlich nicht das Tor, sondern erneut des Gegners Fuß zu treffen. Das wären dann 200 Prozent.
8. Minute: Diesmal hebelt ein wunderschöner Lupfer von Borreck die TSV-Abwehr aus und Torge Philipowski steht frei vor dem Heimkeeper. Abermals wird dieser links liegengelassen, um den Abwehrspielern die Möglichkeit zum Retten zu geben. 300 Prozent, aber nicht 0:3.
10. Minute: „Wenn es mit den 100-prozentigen nicht klappt…“, musste sich Kristandt gedacht haben und zirkelte die Pille aus Eckfahnennähe direkt in den langen Winkel. Endlich 0:1!
„Wenn du die Dinger vorne nicht machst, dann bekommst du sie hinten rein.“ Vermutlich war es diese Binsenweisheit und der Spielstand, die den TSV, der übrigens in der 27. Minute seinen ersten harmlosen Torschuss abgab, moralisch über Wasser hielten. So war es auch ein Sonntagsschuss aus der zweiten Reihe, der den völlig überraschenden Ausgleich bescherte.
Doch der HSV machte weiter Druck und diesmal war es Alex Rex, der in der 40. Minute allein vor dem gegnerischen Tormann auftauchte und… scheiterte.
Nach dem Seitenwechsel änderte sich zunächst wenig am Spielverlauf: Heikendorf spielbestimmend, Russee indisponiert. In der 50. Minute eine schöne Kombination zwischen Jonas Festersen und Thomas Borrek auf Obels, der diesmal jedoch versenken kann (2:1). Zehn Minuten später hat Obels erneut die Chance zu erhöhen, als er wieder einmal allein vor dem Keeper auftaucht, doch abermals scheitert. Nun schienen sich die Russeer zu denken: „Okay, die wollen nicht, dann gewinnen wir eben.“ In der 65. tauchte Lorenzen allein vor Faber auf, der nur zögerlich seinen Kasten verließ und markierte souverän den Ausgleich.
Mindestens so problematisch wie die vergebenen Großchancen war die Reaktion der Schöpke-Truppe auf diesen Nackenschlag: Hängende Köpfe, müde Beine, verbale Angriffe auf den zugegebenermaßen unsicheren Schiri. Als nach dem 3:2 auch noch ein regulärer HSV-Treffer durch Rex nicht gegeben wurde, war die Moral endgültig am Boden und der TSV konnte in der 78. den Endstand zum 4:2 herstellen. Da halfen auch die wohlwollend gemeinten Worte des Gegners nach dem Schusspfiff nicht: „Sorry, ihr wart besser, aber wenn ihr die Dinger nicht macht…“
An die eigene Nase fassen müssen sich:
Lars Faber – Axel Christoph, Eske Lorenz, Magnus Reif (Maximilian Hermsen, 80.) – Lars Behnke, Gerrit Wilke, Jonas Festersen, Nils Kristandt, Thomas Borreck– M. Obels, Torge Philipowski (Alex Rex, 18.)